Die wahre Geschichte von Ostblock Rekords

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  • 5. Oktober 1972: Vladimir Ilyushin und Leonid Malakhov werden am Rande einer schlecht besuchten Peep-Show in der damals sowjetischen Provinzstadt Dnjepropetrovsk (heute Ukraine) geboren.
  • 1978-1987: Ilyushin und Malakhov besuchen die sowjetische Armeegrundschule in Dnjepropetrovsk, Schwerpunkt Atomkraft und Marschmusik.
  • 17. April 1987: Im Rahmen einer Aktion für besonders begabte sowjetische Nachwuchsatomphysiker werden Ilyushin und Malakhov an den bruderstaatlichen Plattensee - Ferienlager für Jung-Funktionäre - entsandt.
  • 1. Mai 1987: Ilyushin und Malakhov werden von Balinka-trinkenden ungarischen Funktionären irrtümlich in den Zug nach Wien-Ostbahnhof verladen. Durch die Unachtsamkeit österreichischer Grenzbeamter im Vorfeld der Grenzöffnungen geraten die beiden Durchfallerkrankten (Plattenseeaalpastetenvergiftung) auf den Zugs-Damentoiletten bis Wien. Ein hilfsbereiter bulgarischer Taxilenker bringt die beiden mangels vernünftiger Alternativen in die Rotersterngasse, Wien-Leopoldstadt.
  • 1987-2004: Produktion mit allen Mitteln.
  • 12. Juli 1988: 1. Musikproduktion im Rahmen des Unterrichts "Deutsch für Ukrainer" "Ich liebe Dir"
  • 2. Jänner 1989: 1. Kurzspielplatte mit dem Titel "Stempel kissen". Hitsingle im Espresso Dabolio, Wien 2. Inspiriert durch den Hinweis von werktätigen Exil-Bulgaren: "Stempeln gehen!"
  • 14. Dezember 1989: "Das ist Spitzer" wird durch einen Übersetzungsfehler zur Nr-1-Single aller emigrationswilligen Ukrainer, Weiß-, Schwarz- und Buntrussen.

 

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Die Geschichte hört nie auf

 

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Glühlampendrahtversorgungsengpass 1987

 

Finsternis. Es war kurz nach sechs Uhr Morgen. Dnjeprpetrovsk lag im Dunst der nahen Atomwiederaufbereitungsanlage. Der Fluss zog langsam durch die Stadt. Im Radio spielte Igor, ein Lichtblick im nordkaukasischen Staatsfunk, ein Popstar für Arme im besten Sinn des Wortes. "Imagin" auf Russisch. Ein Klangdesaster. Russische Populärmusik war besser als gar keine Musik. "John Lennon", sagte Tamara, "haben wir auch, heißt nur anders". Igor eben.

 

Das Radio spielte unentwegt und kostenlos. Radios mussten sein. Der sicherste Kanal zu 200 Millionen Menschen wurde gefördert. "Stereo", höre ich Tamara sagen, "haben wir auch, heißt nur anders". Lautes Rauschen aus dem Empfangsgerät drückte den Lärm der Kleinstadt nach draußen und erstickte jedes Geräusch unter dem populärmusikalischen Dröhnen der Morgensendung. Igor war fertig, Ludmilla noch schlimmer. Polnische Arbeiterkinderprotestlieder. Schrecken in Zweikanal. Doppelt hält länger. Bis heute.

 

Laika hatte die letzte Glühbirne unserer Dreieckenwohnung durch ihr Ungeschick zerstört. Es herrschte Glühlampendrahtengpass im südlichen Teil der Sowjetunion. Ein sibirisches Beleuchtungsprogramm anlässlich des 100-jährigen Jubiläums zu den Planungen der transsibirischen Eisenbahn hatte die Vorräte der UdSSR in wenigen Wochen verschlungen. Glühlampendrahtengpass. Kerzen gab es nicht. Undichte Gasleitungen hatten bereits das Plattenhaus zwei Straßen weiter eingeebnet. Kerzenverbot in Dnjeprpetrovsk. Es war finster. Kurz nach sechs Uhr Morgen. Und Igor sang schon wieder. "Imagine", glaube ich heute. Auf Russisch.

 

Dnjeprpetrovsk, 15. September 1987

 

 

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